Richtig Reiten – ab welchem Alter

Wann kann bzw. sollte ein Kind „richtig“ Reiten lernen? – Über das geeignete Einstiegsalter und einen rückenfreundlichen gesundheitsfördernden Ansatz…

Kinder sollten erst ab einem Alter von 10 Jahren mit dem „leistungsorientierten“ Reitunterreicht beginnen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn Talent und Entwicklungsreife gegeben sind. Warum:

Emotionale und motorische Entwicklungsreife:

Das Kind hat noch nicht die nötige Körperstabilität, um sich auf dem Pferd kontrolliert halten zu können. Aktives und selbständiges Reiten ist nur schwer möglich, da Kinder bis ca. 9 Jahre ein Tier solcher Größe kaum „beherrschen“ können. Auch Pferde, die brav im Kreis rumtrotten, stellen ein Risiko dar. Es geht immer eine Unfallgefahr von ihnen aus, da der Reitlehrer in der Mitte keinerlei Hilfestellung leisten kann, wenn ein Pferd scheut oder auch mehrere Pferde in der Abteilung „durchgehen“.

Wir möchten auch zu bedenken geben, dass Kinder eine unrealistische Selbsteinschätzung erhalten, wenn sie vermittelt bekommen, ein Pferd alleine und selbsttätig reiten zu können. In manchen Reitbetrieben laufen die Pferde wie ferngesteuert und sehr routiniert ihre Runden, versuchen möglichst stressfrei ihre Aufgabe zu erfüllen, stellen aber keinerlei Anforderung an das aktive Reiten. Es ist mehr oder weniger ein Draufsitzen, ohne Anspruch an das Zusammenspiel der komplexen Hilfen mittels erlernter reiterlicher Fähigkeiten (Koordination, Bewegungsgefühl, Feinmotorik und altersentsprechend Kraft).

Wir möchten die Kinder ernst nehmen und ihnen ein realistisches Bild Ihres Könnens vermitteln. Es gibt auf diesem Weg viele kleine Erfolgserlebnisse, aber auch Grenzerfahrungen, wobei die Kinder lernen, eigene (körperliche) Grenzen zu erkennen.

Aus medizinischer Sicht:

Im 5. bis 8. Lebensjahr, in den Zeiten des gesteigerten Längenwachstums, ist die Reizbarkeit des Gewebes besonders gesteigert, und deshalb besteht gerade in diesem Lebensabschnitt die Gefahr der Überbeanspruchung.

Wir kommen mit einer C-förmigen Wirbelsäule auf die Welt. Die S-förmige-Schwingung der Wirbelsäule, die nötig ist, um die Bewegungen des Pferdes zum Beispiel auch im Trab problemlos abfangen zu können, ist erst bis zum 6. Lebensjahr abgesichert. Bis zu diesem Alter können bis zu einem gewissen Grad gesunde Bandscheiben die Aufgabe der Wirbelsäule übernehmen. Das bedeutet aber auch: Bis der Körper so weit ist, ist es zwar völlig okay, dass kleine Kinder mal ein paar Runden im Schritt auf dem Pferd zu sitzen. Längeres Reiten ist aber noch nicht zu empfehlen.

Das Pony muss zum Kind passen

Ponys haben einen besonderen Charme und eine tolle Ausstrahlung auf Kinder. Ponys nehmen meist schneller die Hemmungen bei der Kontaktaufnahme und im allgemeinen Umgang als im Vergleich das Herantrauen an das große Pferd.

Die Größe und das Kaliber des Ponys muss unbedingt zum Kind passen. Zum einen, um das selbstständige Handling zu lernen, zum anderen aber auch, um dem kindlichen Körper gerecht zu werden: Für ein jüngeres Kind ist ein gut ausgebildetes Pony besser als ein Großpferd – schon deshalb, weil die Beschleunigung bei so einem Pony, wenn es mal stolpern sollte, weitaus geringer ist. Auch sollte man darauf achten, dass das Pferd nicht zu breit ist, da das die Knie und Hüften übermäßig belasten kann.